Franz Grimme

BRONZEKUNSTGUSS IN NÜRNBERG

ZUM
150 JÄHRIGEN BESTEHEN DER
KUNSTGIESSEREI BURGSCHMIET- LENZ
IN NÜRNBERG

1829 -1979


Schon lange vor Peter Vischer beherrschte man in der freien Reichsstadt Nürnberg den Erzguß besonders meisterhaft.

 

Das beweist auch, daß ein „Hugo von Nürnberg” im Jahre 1339 eine Sturmglocke für Augsburg gießen durfte, obwohl es dort auch gute Erzgießer gab.

 

Hans Rosenplüt, Büchsenmacher und neben Hans Sachs bedeutendster Dichter von Fastnachtsspielen, schrieb 1477 über die Nürnberger Erzgießer, „daß dergleichen in aller Welt fit lebt”. Und so blieb es bis in die jüngere Zeit. Beispielsweise waren die großen Glocken von St. Sebald, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurden, Werke der Kunstgießerei Lenz.

 

Auch als „Stückgießer” hatten die Nürnberger seit dem Mittelalter einen guten Ruf; ihre Bronzeguß-Geschütze waren neben denen des Innsbruckers Gregor Löffler, der Hilger-Familie im sächsischen Freiberg und neben denen der berühmtesten Straßburger Hütten sehr begehrt.

 

Noch kennt man die Namen solcher Nürnberger Stückgießer, wie Oswald Baldner, der zum Schmuck Motive des Peter Flötner verwendete oder Peter Mulich, ein Wandergießmeister, der schließlich ab 1520 in Sachsen blieb.

 

Von Sebald Beham wissen wir, daß er eines seiner Geschütze „Der Narr” nannte (1536) und daß der erfolgreiche Gießmeister Endres Pegnitzer d. Ä. sogar zwei Häuser erwerben konnte. Sein Narrengeschütz versah er mit dem Spruch: „Hans Nar Hays ich/wen ich driff pescheis ich”.

 

Später, im Jahr 1709, goß der Nürnberger Johann Balthasar Herold eine Geschützserie „die Monatsrohre”, was sicherlich die Kommandos des Geschützmeisters erleichtern sollte.

Nürnberger "Monatsrohre”
gegossen von Johann Balthasar Herold,
Nürnberg, um 1708


Wenn im Jahre 1388 der Nürnberger Grünwald eine Kanone goß, die einen 10 Zentner schweren Stein vom Frauentor bis über die Burg schießen konnte, dann war das schon eine stolze Leistung.

Die meisten Rotgießer stellten freilich Handelsware des täglichen Bedarfs her, und viele befaßten sich auch mit Werken der Kunst. Sie schufen beispielsweise die Türklopfer am Westportal der Lorenzkirche, stilisierte Löwenköpfe, die man damals gerne an Kirchentüren anbrachte, um böse Geister abzuwehren. (um 1350)

Um 1400 entstand der „Brunnenhansel”, der mehrfache Deutungen zuläßt. Der unnatürliche Ansatz der Schalmei und die Kette um den Leib lassen vermuten, daß es sich hier um die Darstellung eines Angeprangerten handelt.

Der Sackpfeiferbrunnen dürfte ebenfalls um 1400 modelliert worden sein. Gegossen wurde er allerdings erst im Jahre 1880.

Unbekannt ist auch der Meister der Brunnenmaske am Unschlitthaus (um 1490), die seit 1978 als Lenz'scher Nachguß dort wieder angebracht ist. Mancher könnte meinen, dies sei ein Werk aus der Zeit des Jugendstils, betrachtet man das stilisierte Haar und den Blumenschmuck.


Türklopfer an St. Lorenz

Hanselbrunnen,

Hl. Geist-Spital um 1400

Brunnenmaske am Unschlittplatz