Besondere Beachtung verdient die große Künstlergestalt des Wenzel Jamnitzer, der 1534 als 26 jähriger von Wien nach Nürnberg kam und hier Meister wurde. Seine Werkstätte galt bald als der Inbegriff künstlerischen Wirkens in ganz Europa. Er beschäftigte Zeichner, Bildhauer und Gießer. Im arbeitsteiligen Zusammenwirken mit dem Meister schafften sie Wunderwerke im damaligen Sinne, wie den von Kaiser Maximilian für Prag bestellten Kunstbrunnen, der als Weltwunder bestaunt wurde. Leider sind davon nur noch 4 Figuren erhalten geblieben.

Christoph Jamnitzer, der Enkel, trug dann besonders durch sein Buch „New Grotteßken-Buch”, viel dazu bei, die neuen barocken Formen, wie Muschelornamente u. dgl. einzuführen.

Den Übergang zum Barock vollzog das Hauptwerk der Bildhauer Chr. Ritter und Georg Schweigger (1613-1690), der Neptunbrunnen. Dieses Erinnerungsmal an den Interimsfrieden von 1649 kam wegen Wassermangels nicht auf dem Hauptmarkt zur Aufstellung und wurde 1797 nach Rußland verkauft.

Die Bildhauer Ritter und Schweigger waren damals sehr berühmt, und so war es eine Ehre, wenn sie mit dem Guß ihres Brunnens Hieronymus Heroldt beauftragten, der übrigens auch den Brücken-Nepomuk von Prag gegossen hatte.

 

Vom Schüler Schweiggers, Jeremias Eißler, ist fast nur die Bronze-Grabplatte für seinen großen Lehrer bekannt

Damals durfte niemand zwei oder mehrere verschiedene Handwerksberufe ausüben, und wenn beispielsweise ein Zinn- oder Kannengießer etwas aus Bronze gießen wollte, mußte er sich zuvor um eine Sondererlaubnis des Rates bemühen. Es ist unwahrscheinlich, daß dies auch für den in ganz Europa berühmten Wenzel Jamnitzer galt, aber ein kleiner Kandelgießer, wie Nikolaus Horchaimer (1581), mußte dies ebenso wie der Sigmund Wadel und alle anderen. Damit wollte der Rat die Handwerkszweige vor Übergriffen schützen und auch die Qualitätshöhe bewahren.

Dennoch: der Niedergang des Nürnberger Kunstgießer-Handwerks war nicht mehr aufzuhalten und große Aufträge wurden immer seltener. Die meisten Erzgießer blieben unbekannt, von vielen kennen wir bestenfalls nur Buchstaben, mit denen man signierte, wie „MS” (M. Schuh?), „HWH”, „HEF” und andere.

 

Ein Name ragt zu Anfang des 17. Jahrhunderts mehr durch die Zahl seiner Arbeiten als durch Genialität heraus:

Jakob Weinmann. Er und seine 8 erzgießenden Familienangehörigen waren alle mehr der alten künstlerischen Tradition zugetan, brav und bienenfleißig.

Andere Erzgießer des 17. Jahrhunderts waren Hans Wilhelm Bien, ein Rotschmied Wagner, Johann Heel (1637 -1709) und schließlich Sebastian Denner. Auch er goß Epitaphien, z.B. für Burkhard Löffelholz und Christoph Peller (1678), die neben den schönsten aus früheren Epochen bestehen können. Sein Sohn Johann goß ebenfalls beachtlich schöne Epitaphien. Gleichzeitig wurde auch der Erzgießer Friedrich Hinterhäusel bekannt, der bei Johann Herold gelernt hatte.

 

Neben anderen sei noch besonders erwähnt ein Friedrich Ramsteck, der das bekannte Epitaph mit der Eidechse schuf. Später entstand daraus die Sage, eine Eidechse sei einem schlafenden Kind in den Hals gekrochen und habe dadurch dessen Tod verursacht. Auch ein anderes Epitaph auf dem Johannisfriedhof gab Anlaß für eine Sage: Beim Wieder öffnen eines Grabes habe man einen Nagel im Schädel des Toten entdeckt.


      Epitaph Christoph Peller,

1678

Kind mit Eidechse

"Nagel" im Totenkopf



Also folgerte man, die Frau des Verstorbenen habe diesen heimtückisch mit einem in den Schädel geschlagenen Nagel getötet. In Wahrheit handelte es sich um einen Gußfehler, der nachträglich durch eine kleine Metallscheibe behoben werden sollte.

Nun noch einige Namen von Erzgießern des 18. Jahrhunderts: M. Bleuel (bis 1736), Joh. Leonh. Promig, Preisler (bis 1721), Joh. Jakob Schmidt (bis 1748), Joh. Gg. Dürsch (bis 1761), Joh. Dusel (bis 1769), Conr. Schauenmann (bis 1788), J.G. von Aach und Nikolaus Berringer (bis 1820).

Eingehender soll über die Erzgießer-Dynastie der Herold berichtet werden, die im ganzen 17. Jahrhundert als Geschütz-, Glocken- und Kunstgießer weithin bekannt war. Der Nürnberger Erzgießer Christoph Herold schuf im Jahre 1607 reichverzierte Bronzerahmen für eine Kirche in Salzburg, Balthasar und Wolf-Hieronymus Herold (1627 -1693) waren ebenfalls Nürnberger Stückgießer. In Dresden arbeitete Andreas Herold von 1650 bis 1691 und in Breslau Hans Georg Herold (auch Herolt!) um 1671. Wiederum in Nürnberg Joh. Balthasar Herold um 1708, um fast ein Jahrhundert später ein A.Gg. Heroldt, von dem wir ein Epitaph aus dem Jahr 1802 kennen.

Man kann wohl annehmen, daß ein Georg Heroldt, der eine Generation später in die Kunstgießerei seines Stiefbruders, Professor Christoph Lenz, als Teilhaber eintrat, ein Nachfahre der berühmten Erzgiesserfamilie der Heroldt war.



Gänsemännchen, Rathausplatz



Abschließend noch eine Betrachtung über eine der bekanntesten Nürnberger Brunnenfiguren, das „Gänsemännchen” Lange Zeit wurde es dem Pankraz Labenwolf zugeschrieben, jedoch neuerdings wird dessen Vaterschaft aberkannt. So haben wir nun einen weiteren Unbekannten außer dem Brunnenhansel, dem Sackpfeifer und der Nürnberger Madonna. Das „Gänsemännchen” zeugt für den neuen Geist der Renaissance, als die Künstler begannen, den „kleinen Mann” zu entdecken.