Die Kunstgießerei Daniel Burgschmiet

gegründet 1829

Im Osten Nürnbergs, in dem so selbstbewußten Vorort Wöhrd, wurde am 11. Oktober 1796 in einer Kleinbürgerfamilie ein Sohn geboren, der einer der großen Nürnberger Erzgießer werden sollte:

 


Jakob Daniel Burgschmiet

Sein Vater war ein Steinhauergeselle, der, wie die Mutter, frühzeitig starb. Gerade 11 Jahre alt geworden, ohne regelmäßigen Schulunterricht, mußte sich der junge Burgschmiet allein seinen Lebensunterhalt verdienen. Er ging zu einem Drechsler in die Lehre, daneben zeichnete, malte und schnitzte er unentwegt. Er bastelte auch kunstvolle mechanische Spielzeuge, die er im Advent in einer eigenen Bude verkaufte und er zog auch mit einem selbstgebauten mechanischen Theater quer durch halb Deutschland.

Auf Kunstreisen bildete er sich in der Bildhauerei weiter, was ihn dann befähigte, an der neuen Gewerbeschule Lehrer für Modellieren zu werden. Er machte auch Gießversuche, zum Beispiel einige sitzende Tierfiguren am Schönen Brunnen in Nürnberg.


 

Als Nürnberg an Bayern angeschlossen wurde und die Reichsfreiheit verlor, bildete sich eine romantische Bewegung. Mehr denn je wurden die Werke der alten deutschen Meister Dürer, Peter Vischer und anderer bewundert. Jeden Sonntag bestaunten zahlreiche Nürnberger das großartige Sebaldusgrab von Peter Vischer. Burgschmiet und andere Künstler restaurierten liebevoll den Schönen Brunnen und die Kreuzwegstationen von Adam Kraft.



Melanchthon -Denkmal


Albrecht Dürer -Denkmal

Burgschmiets erste größere Bildhauerarbeit war das Melanchthon-Denkmal, eine unpathetische Darstellung des großen Reformätors. Als übermütige Burschen zweimal die Hand der Sandsteinfigur abgeschlagen hatten, entsann sich Burgschmiet seiner Kenntnisse des Erzgießens. Er schuf eine neue Hand, diesmal aus Bronze, und verankerte sie tief und fest im steinernen Körper Melanchthons. Auch heute noch kann man dort aus den warmgrauen Steinfalten eine grünoxydierte Bronzehand herausragen sehen.

Nürnberg war auf dem Gebiet des Kunstgusses auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Deshalb schickte Bürgermeister Scharrer den begabten jungen Burgschmiet auf Kosten der Stadt in das neue Zentrum des Bronze-Kunstgusses, nach Paris; eine Weitsicht, die bald Früchte tragen sollte.

Im Jahr 1827 äußerte König Ludwig I. den Wunsch, man solle in Nürnberg ein Denkmal für Albrecht Dürer errichten, wobei er meinte, dies sei eine schöne Aufgabe für die Stiglmaier-Miller-Hütte in München, die auf seine Initiative gegründet wurde und durch den Guß der Bavaria berühmt geworden war. Der Nürnberger Rat aber, überzeugt vom Können seines „Schutzbürgers” Burgschmiet, beharrte mit Erfolg auf dem Standpunkt, nur er sei dafür geeignet. König Ludwig stimmte schließlich zu, aber er besuchte die Burgschmiet'sche Kunstgießerei, um sich selbst von den Fähigkeiten Burgschmiets zu überzeugen.

Das Modell des Denkmals war bei dem „größten Bildhauer der Zeit”, bei Christian Rauch bestellt worden. Es traf im Jahre 1837 in Nürnberg ein.

Der Guß war eine langwierige und subtile Arbeit. Er wurde in zwei Teilen vorgenommen und gelang so hervorragend, daß keine nachträglichen Überarbeitung mehr nötig war.


Der Ruf der neuen Burgschmiet'schen Gießhütte, die im Jahr 1850 von der Seilergasse an die heutige Stelle, Burgschmietstraße 14, verlegt wurde, war so groß geworden, daß nun Werk um Werk die Gießerei verließ: ein Beethovendenkmal für Bonn, ein Karl IV.- Monument für Prag, eines für Luther für dessen Heimatstadt Möhra in Sachsen, und schließlich bekam Burgschmiet im Jahr 1855 unter vielen Mitbewerbern den Auftrag, für Prag eingroßes Radetzky-Denkmal zu schaffen.

Burgschmiet ging mit seinen Gehilfen also gleich ans Werk (s. Zeichnung aus der Illustr. Zeitung vom 24.4.1858!), doch wenige Monate vor der Fertigstellung, am 7.3.1858, endete sein Leben mit 65 Jahren.



Zeichnung aus der „Illustrierten Zeitung” aus Leipzig vom 24. April 1858



"Ein seltenes Dokument ist dieser Bildbericht, der zum Tode Burgschmiets erschien. In der Mitte des Bildes erkennen wir den Meister, neben ihm steht Georg Heroldt und am linken Bildrand arbeitet dessen Halbbruder Christoph Lenz an einer kleinen Dürer-Statue. Fünf der großen Figuren gehören zum Radetzky-Denkmal; links im Hintergrund befindet sich das Modell für das Karl IV.- Denkmal in Prag und rechts das für den badischen Staatsrat von Winter"...



Durch seine große Kunst, seinen zielstrebigen Fleiß erwarb er nicht nur zahlreiche Ehren, viel mehr: die Liebe der Nürnberger, die ihm auf dem Johannisfriedhof ein geradezu fürstliches Begräbnis bereiteten. Er ruht nun dort, neben den größten Nürnberger Künstlern und vielen Rotgießer-Kollegen.