Zu erwähnen wären noch andere unbekannte Werke aus der Zeit vor Peter Vischer, in der die Künstler noch weitgehend anonym blieben. Da ist vor allem das Taufbecken von St. Sebald zu nennen und manche Grabplatte.



Peter Vischer d.Ä

Peter Vischer d.Ä
Sebaldusgrab

Hermann Vischer, der Stammvater der Familie, gründete 1453 eine Gießhütte, nachdem er kurz zuvor zugewandert war und die Meisterwürde errang. Seine Werkstätte fand bald weite Anerkennung. Nach 35 Jahren des Schaffens übernahm sein Sohn Peter Vischer d. Ä. (geb. 1460) die Gießerei und machte sie zur bedeutendsten in Deutschland. Schon bald gab man ihm den ehrenvollen Auftrag, um den Sarg des Heiligen Sebaldus ein kunstvolles Gehäuse zu schaffen. Wegen Geldmangels der Stadt konnte er mit dem Auftrag erst nach 18 Jahren beginnen. Weitere 10 Jahre vergingen noch, bis das Werk vollendet wurde (1512).

Gleichzeitig schuf Peter Vischer d. Ä. nach Zeichnungen Albrecht Dürers zwei der überlebensgroßen Statuen für das Maximiliansgrab in Innsbruck, die Könige Artus und Theoderich. (1512- 1513).


In den fast 70 Jahren seines arbeitsreichen Lebens goß Peter Vischer d. Ä. zahlreiche Werke für deutsche, polnische, ungarische und böhmische Auftraggeber, darunter auch kleinere, wie Portraitmedaillen, Plaketten, Figuren und Kunstgegenstände, teils nach eigenen Entwürfen oder auch nach solchen von Albrecht Dürer, Veit Stoß, Peter Flötner und anderen.

Mehr und mehr überließ er jedoch das Entwerfen und Modellieren seinen vier Söhnen, Hermann (geb. 1486), Peter (geb. 1487), Hans (geb. 1489) und Paulus, wodurch es heute bisweilen schwer ist, die Urheberschaft der einzelnen exakt feststellen zu können.

1517 und 1528 starben die beiden älteren Söhne, der Vater folgte ein Jahr darauf. Der jüngste Sohn ging nach Mainz, wo er 1523 verstarb und mit dem Sohn Hans endete 1550 die ruhmreiche, fast hundert-jährige Tradition der Vischer-Gießhütte in Nürnberg.


 

Eine neue Erzgießer-Familie stieg auf und wurde berühmt: Pankraz Labenwolf (1492-1563), ein Schwiegersohn (oder Neffe) des Peter Vischer d. Ä.

Vermutlich wurde er auch bei den Vischers ausgebildet, bevor er 1537 seine eigene Gießhütte errichtete. Vom Können Labenwolfs zeugt der Jagellonenaltar in Krakau, der schöne Puttenbrunnen und der, nach einem Modell von Peter Flötner gegossene, prachtvolle Apollobrunnen, beide im Nürnberger Rathaus. Zu nennen ist auch, neben anderen kleineren Kunstwerken, eine monumentale Grabplatte für den Grafen von Zimmern.

Georg Labenwolf, der Sohn, und nicht geringer begabt als sein Vater, fertigte u. a. im Jahre 1583 einen gewaltigen Brunnen für Schloß Kronborg in Dänemark, eine bedeutende Anlage mit Gottheiten, Sirenen, Delphinen, die zusammen ein hohes Wassergitter bildeten, bekrönt von einem Neptun.


Benedikt Wurzelbauer,
Tugendbrunnen, Nürnberg

In der Werkstätte des Georg Labenwolf wurde auch der Enkel Benedikt Wurzelbauer (1548-1620) in die Geheimnisse des Kunstgusses eingeweiht. Seine bedeutendsten Werke sind der Venusbrunnen auf dem Hradschin in Prag und der viel bewunderte Tugendbrunnen in Nürnberg, gegossen in den Jahren 1584-1589. Dieses Werk war allerdings im Sinne der Zeit nicht mehr „modern. Wenngleich in den Details im Renaissancestil, beruhte die Grundkonzeption noch immer auf dem Prinzip des gotischen Säulenaufbaus. In Italien hatte es sich dagegen bereits durchgesetzt, bei Brunnengestaltungen liegende und überlebensgroße Figuren zu bevorzugen.

Dennoch galten die verschwägerten Georg Labenwolf und Benedikt Wurzelbauer als die Besten des Erzgußzentrums Nürnberg,

1620, nach dem Tode Benedikt Wurzelbauers übernahm der Sohn Johann die Hütte. Der 30 jährige Krieg war inzwischen entbrannt und große Aufträge waren selten geworden. Aber eines seiner Werke galt lange Zeit als eines der größten des Barock: die kraftvolle, übergroße Gestalt des Gekreuzigten am Westchorvon Sankt Sebald, heute leider zu wenig beachtet.